Mittwoch, 16. Februar 2005

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... about African Time?<< Venish, Angestellter eines Baumarktes, lacht sein ungeduldiges Gegenueber an. „But we are from Austria.“ Unbeteiligtes Achselzucken folgt als Antwort. Sie haben Geduld mit uns, die Suedafrikaner. Lehren uns taeglich aufs Neue Gelassenheit und Flexibilitaet. Gelassenheit, wenn auch nach fuenfmaliger Versicherung die bestellte Ziegellieferung anstatt montags um 14.00 Uhr donnerstags um 17.30 Uhr ankommt. Flexibilitaet, wenn die in Oesterreich geplanten Baumaterialien nicht erhaeltlich sind. „Yes, I have seen it on TV, but we don`t have it in our country.“ Und sie lernen uns hoefliche Umgangsformen. Ohne Einleitung mit „how-are-you-I-am-fine“-Floskeln: kein Beton.
Es ist also eine Herausforderung in Afrika zu bauen. Unser Eindruck nach drei Wochen, ein Aufwand der sich lohnt! Dabei sind nicht nur die eigenen Lernerfahrungen wertvoll, es ist auch unser Umfeld, das auf unser Projekt reagiert und sich veraendert. Liebesbriefe von den Nachbarskindern, neun Jungpolizist/Innen als freiwillige Helfer, ein Gratiskuerbis vom Marktstand um die Ecke.
Unsere Ziele sind hoch gesteckt fuer die fuenf Wochen. Ein ca. 75 m2 grosses Kuechengebaeude mit Essplatz fuer 50 behinderte Kinder, ein ca. 60m2 grosses Gebaeude mit 2 Therapieraeumen und Toiletten. Dazwischen als verbindendes Element eine ueberdachte, grosszuegige Veranda zum Spielen, Essen und Plaudern. Die Gebaeude sollen nicht nur dringlichen Raumbedarf bieten, sondern auch architektonisches Leitbild sein. Das Kuechengebaeude knuepft an den ortsueblichen baulichen Standard an und zeigt mit verbessertem Dachaufbau, Waermedaemmung, 2-Scheiben Verglasung und Lehmputz Loesungen fuer ein besseres Raumklima auf. Das Therapiegebaeude folgt der historischen und in einigen Gegenden immer noch gebraeuchlichen Holzstaenderkonstruktion, ausgefacht mit einer kuriosen Mischung aus verschiedensten Fundstuecken. In unserem Fall bedeutet dies eine verlorene Schalung aus Schilfgraesern (zugleich auch Waermedaemmung) und gewobenen Grasmatten, gefuellt mit der roten Lateriterde aus Orange Farm.
Im Sinne einer Staerkung der lokalen Wirtschaft werden hauptsaechlich in Orange Farm produzierte Materialien verwendet. Eine 2 m2 grosse Grasmatte um 9 EUR mag fuer eine Wandkonstruktion teuer und zur Nachahmung fuer die lokale Bevoelkerung ungeeignet erscheinen. Das Rohprodukt Gras ist jedoch gratis, bezahlt werden lediglich die Arbeitskraefte und davon gibt es bei einer Arbeitslosenrate von 75% reichlich. Taeglich kommen Anfragen, ob wir nicht einen Job zu vergeben haetten.
Dass wir Oesterreicher (Europaeer) hier freiwillig bei Temperaturen um die 38 Grad arbeiten und noch dazu selbst das Flugticket bezahlen, ruft im Allgemeinen grosse Achtung hervor. „Angels of Mercy“ so lesen wir – halb belustigt, halb verlegen – als grossee Ueberschrift im Sowetan, einer der meist gelesen Tageszeitungen in Suedafrika. Fluegel sind uns noch keine gewachsen, ebensowenig ein Heiligenschein, aber wenn wir ein wenig dazu beitragen, die Wunden zwischen Schwarz und Weiss zu heilen und auf Versoehnung bauen, dann ist das wohl unser nachhaltigster und schoenster Erfolg. (anna heringer)

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